von Jens
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31 Okt., 2023
Ein Erfahrungsbericht, wie wir Pauls alte Damenmannschaft zurück ins Spiel gebracht haben - mit stolzer Brust und ohne Firmenwagen. Es geht um Selbstwirksamkeit, leistungsfähige Teams und bessere Führung. Paul und der Blumentopf "Mit meinem Team kann ich keinen Blumentopf gewinnen.“ Das war der erste Satz, den ich im Gespräch mit einer jungen Führungskraft, nennen wir sie Paul, zu hören bekam. Paul war neu im Unternehmen und hatte zuvor etwas Führungserfahrung bei seinem Vorarbeitgeber gesammelt. Er verantwortete den Kundenservice für eines der Bestandsprodukte, die noch solide Umsatz brachten, aber nicht mehr im Fokus der zukunftsträchtigen Produkte des Unternehmens waren. Sein Team bestand aus 12 Frauen, alle mit langjähriger Betriebszugehörigkeit und alle in der Altersgruppe 55+. Das Team von Paul war historisch gewachsen. Viele seiner Mitarbeiterinnen waren zuvor in ganz anderen Unternehmensbereichen beschäftigt. Die Kundenbetreuung zu technisch komplexen Produkten und der Umgang mit den neuen Softwaresystemen führte im Team zu großen Verunsicherungen. Die alte Damenmannschaft Das allein wäre schon eine ordentliche Herausforderung für eine Entwicklungsmaßnahme hin zu leistungsstärkeren Teams gewesen. Aber es gab noch einen Punkt: Im Unternehmen wurde kein Hehl daraus gemacht, dass „die alte Damenmannschaft“ nicht mehr in das neue Konzept des Unternehmens passe. Die lange Betriebszugehörigkeit und die damit verbundenen horrenden Abfindungssummen wären der einzige Grund, sich nicht von den alten Damen zu trennen – so der Flurfunk. Für mich war es nicht zu übersehen, dass das Team um seine aktuelle Situation wusste. Allein die Körperhaltung der Mitarbeiterinnen sprach Bände, gesenkter Blick, eingefallene Schultern, ein schnelles Huschen über den Flur. Bloß nicht auffallen oder gesehen werden. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl am Boden, und das bei 12 gestandenen Frauen, die doch sicherlich einiges auf ihrer Erfolgsbilanz zu bieten hatten. Kurz zusammengefasst: Unsere Ausgangslage Kurz zusammengefasst, das Team war mental am Boden und verunsichert; die neue Führungskraft wusste nicht, wie sie mit ihrem Team noch etwas erreichen kann; die Organisation sah das Team als reinen Kostenfaktor und würde sich am liebsten trennen. Nennen wir das mal ein herausforderndes Szenario, in dem das Budget für Entwicklungsmaßnahmen knapp bemessen war. Jeder Schritt musste sitzen, nur welcher war der erste?